Tag eins des ETS-Wochenendes in Mülheim-Kärlich wurde der mega lange Tag, wie befürchtet. Um 06.30 öffneten sich die Türen der Philip-Heift-Halle, und um 07.30 startete die Renn-Action. Wir, mein Bruder Jörg und ich sowie Jürgen Jungklaus, waren um 06.50 da. Oh mein Gott - war das früh. Und die meisten waren um diese Uhrzeit schon schon da. Direkt hinter dem Eingang stand Uwe Rheinard und dirigierte jeden mit einem freundlichen "Guten Morgen" an seinen Arbeitsplatz. Ein Puzzle aus gut 360 Teilen, pardon, 360 Teilnehmern - denn im Vorfeld kann jeder per E-Mail mitteilen, wo und mit wem er gerne zusammensitzen möchte, und wer sich nicht meldet, dem wird ein Platz zugeteilt.
Was auffällt, ist die Ruhe. Nirgendwo Hektik, nirgendwo Geschrei, kein Gemecker, nichts. Das ändert sich auch über Tag nicht. Auch auf dem Fahrerstand gibt es kein Geschrei und kein lautes Geschimpfe. Okay, natürlich fehlt uns der Sound von hochdrehenden Nitro-Motoren, keine Frage. Und wir sind nicht die einzigen, die den vermissen. Schließlich mischen sich schon einige Nitro-Junkies unter die Stromies. Leise, kaum hörbar, surren die Tourenwagen der Stock- und Modified-Klasse sowie die Formel-1-Boliden über den schwarzen Streckenbelag, ein spezieller Teppich aus Belgien, der schon während des ersten Freien Trainings schnell Grip aufbaut. Hörbar ist allenfalls hier und da das Quietschen der Reifen, ab und an auch ein Einschlag in die erstmals beim ETS verwendete Streckenbegrenzung aus Kunststoff, eine interessante Neuentwicklung aus Polen.
Manchmal reckt man den Hals, um vom Arbeitsplatz über die Werbebanner der Streckenumrandung hinweg zu schauen, ob wirklich gerade gefahren wird. Diese Frage stellt sich aber nur, wenn der zweite ETS-Mann in der "Rheinard & Ernst GbR", Scotty Ernst, mal gerade Luft holt oder doch mal eine Pause macht. Es sind wohl nur wenige im Fahrerlager, die wirklich alles verstehen, was der US-Amerikaner im heftigen Ami-Slang so alles erzählt. Aber worauf es ankommt, versteht man dann sehr wohl, wenn man nicht schon eh weiß, was gerade passiert oder ansteht. Es ist viel Routine im Spiel, und man merkt, dass die ETS - was Uwe Rheinard auch immer wieder betont - eine große Familie ist, die nicht zum ersten Mal zum Familientreffen zusammengekommen ist und bei der Neulinge durchaus herzlich aufgenommen werden.
Wir haben unseren Spaß, versuchen, unsere Autos auf die Strecke mit einem wirklich gelungenen Layout anzupassen, uns zurecht zu finden. Und wir haben unseren Spaß auch in den langen, sehr langen Pausen. Ein bisschen schrauben, viel quatschen, ein Käffchen hier, mittags gegenüber in das exklusiv für ETS-Teilnehmer reservierte Restaurant einer Tennishalle - gegen 22 Uhr machen wir uns dann auf den Heimweg. Da wird auf der Strecke immer noch gefahren, bis gegen 22.30 Uhr. 15 Stunden pures Racing, quasi ohne Pause, denn zwischen den einzelnen Läufen nicht gerade mal eine Minute. Echt der Wahnsinn.