Bernd Wurst war ein Racer, obwohl er nie selbst RC-Car-Rennen bestritten hat. Und Bernd war ein Kämpfer, der immer alles gab, um mit seinem Sohn Christian Erfolg zu haben. Jetzt hat er seinen letzten Kampf leider verloren. Bernd Wurst ist am Donnerstagmittag, 27. August, verstorben, nachdem er am Vortag einen Herzinfarkt erlitten hatte. Lange hatte er sich gegen die verdammte Krankheit gewehrt, wollte den Krebs unbedingt besiegen, der vor etwa einem dreiviertel Jahr entdeckt worden war. Er hatte gekämpft und gehofft, vergebens. Wie sehr sein Herz am Modell-Rennsport hing, hat jeder gesehen, als er zu Saisonbeginn noch mehrere Rennen besucht hatte. Obwohl von der Krankheit geschwächt und dadurch im Rollstuhl, genoss er jeden Moment, genoss er den Sound der hochdrehenden Motoren und den Duft von verbranntem Rizinus, genoss er die Nähe seines Sohnes und vieler, sehr vieler Freunde.
Es gibt viele Vater-Sohn-Beziehungen im RC-Car-Racing. Die von Bernd und Christian war anders. Keine andere Vater-Sohn-Beziehung hat an der RC-Car-Strecke so viele Jahre überdauert. Unglaubliche 32 Jahre waren die beiden ein Team, ein verdammt gutes Team. Mag der Ton zwischen den beiden ab und an auch mal etwas rauer gewesen sein, weil dies oder das gerade nicht so lief wie gewünscht, es änderte nichts an der besonderen Herzlichkeit, an der innigen Beziehung, die natürlich weit über das gemeinsame Hobby hinausging.
Christian konnte sich auf seinen Vater verlassen, immer. Bernd war mindestens genauso engagiert und ehrgeizig wie sein Sohn. Er motivierte, spornte an und widmete sich mit größter Akribie der Technik, vor allem den Motoren. Er hatte das besondere Händchen, das es braucht, um diesen Kraftzwergen das entscheidende Fünkchen an Extra-Leistung zu entlocken. Mit seinem langen Schraubenzieher wusste Bernd genau, welche Schraube wie zu drehen war.
In Luxemburg triumphierten Bernd und Christian bei der Europameisterschaft VG8 (B) 2002. Sie waren das beste Team. Christian jubelte oben auf dem Podest als Europameister, Bernd stand unten mit glänzenden Augen und voller Stolz, wie nur ein Vater stolz sein kann. Es war der größte Erfolg der beiden, aber für beide nur einer von unzähligen Glücksmomenten.
Bernd war durchaus speziell. Er war immer für einen Spaß zu haben, seinen Humor verstand jedoch nicht jeder, zumindest nicht sofort. Aber jeder, wirklich jeder, begegnete ihm mit großem Respekt, auch in Diskussionen, in denen er ruhig und trotzdem energisch seinen Standpunkt vertrat. Jeder spürte seine Leidenschaft, jeder achtete seinen Sachverstand, seine Erfahrung und sein Geschick. Wenn Bernd mal nichts zu tun hatte, dann entspannte er gerne bei einer Tasse Kaffee. Oder er trieb sich im Fahrerlager um. Schaute hier, spionierte dort. Er war stets neugierig, immer auf der Hut, etwas Neues oder irgendeine besondere Fahrwerkseinstellung zu entdecken, um im gleichen Moment zu hinterfragen, ob das auch geht.
Vor allem aber war Bernd hilfsbereit. Er behielt sein Wissen nicht für sich. Er half mit Rat und Tat. Meistens musste man gar nichts sagen, denn er sah und hörte sofort, wenn sich ein Motor quälte. Mit seinem langen Schraubenzieher war er schnell zur Stelle und regulierte das Triebwerk. Auch wenn ein Helfer für die Boxengasse gebraucht wurde, Bernd half, wann immer er konnte. Vor allem war Bernd ein schneller Tanker. Routiniert, fehlerfrei und flink fertigte er die 1/8-Boliden ab, meist natürlich den seines Sohnes.
Über Flugzeuge war er einst zum Modellbau gekommen, mit seinem Sohn Christian entdeckte er alsdann die ferngesteuerten Autos. 1982 drehte das Vater-Sohn-Team auf einem IKEA-Parkplatz die ersten Runden, man schaute sich erstmals ein Rennen an, 1983 ging Christian erstmals bei einem RC-Car-Rennen an den Start.
Bernd Wurst, Jahrgang 1944, den es nach seiner Pensionierung vor sechs Jahren von Bonn nach Stadtkyll in die Eifel zog, wo er als Jagdpächter seiner zweiten Leidenschaft nachging und mit Hingabe sein Revier pflegte, war eine Persönlichkeit, die auf den RC-Car-Rennstrecken im In- und Ausland geschätzt wurde. Er war eine Institution!
Die gesamte Nitro-West-Familie, und nicht nur die, trauert um Bernd Wurst.